Information Jungvögel
Jungvögel haben die besten Überlebenschancen in der Natur.
Ein Eingreifen ist nur notwendig, wenn der Vogel verletzt oder wirklich verlassen ist.
Die Stiftung Schwanenkolonie Biel erhält jedes Jahr zahlreiche Jungvögel zur Pflege. Allerdings benötigen nicht alle dieser Tiere tatsächlich menschliche Hilfe. Im Jahr 2024 wurden besonders viele Jungvögel zu uns gebracht. Ein grosser Teil von ihnen war gesund, wurde von uns aufgezogen und später erfolgreich wieder ausgewildert. Trotzdem haben Vögel, die nicht von ihren Elterntieren grossgezogen wurden, in der Wildnis oft einen erheblichen Nachteil – selbst wenn wir sie bestmöglich versorgen.
Was ein junger Wildvogel von seinen Eltern lernt, zum Beispiel wie man Nahrung findet, sich vor Gefahren schützt oder sich im natürlichen Lebensraum orientiert, kann der Mensch ihm nur sehr begrenzt vermitteln. In menschlicher Obhut lernt ein Vogel bei weitem nicht alles, was er für ein selbstständiges Leben in Freiheit benötigt. Deshalb sind die Überlebenschancen solcher Tiere in der Wildnis oft geringer als bei ihren wild aufgewachsenen Artgenossen.
Junge Mittelmeermöve (Larus michahellis)
Ein häufiger Irrtum ist, dass allein sitzende Jungvögel verlassen oder hilfsbedürftig seien. Unsere Tierpflegerin hat dazu das untenstehende Comic gestaltet, das zeigt: Viele Jungvögel wirken hilflos, sind es aber nicht. Oft sitzen sie scheinbar mutterseelenallein auf dem Boden oder in einem Gebüsch. In Wirklichkeit haben sie das Nest bereits verlassen, und die Eltern sind auf Futtersuche. Je nach Art kann das mehrere Stunden dauern. Für die Eltern ist es tragisch, wenn sie zurückkehren und ihr Junges verschwunden ist – oft durch gutgemeinte, aber unnötige Hilfe.
Klicken Sie auf den Comic, um ihn zu vergrössern.
Eisvogel (Alcedo atthis) mit stark verletztem Flügel
Das bedeutet nicht, dass verletzte oder offensichtlich geschwächte Vögel sich selbst überlassen bleiben sollen. Im Gegenteil: Viele Jungvögel geraten heute in ernste Schwierigkeiten, weil ihr Lebensraum zunehmend verschwindet. Hinzu kommt, dass viele Arten an ungünstigen Orten nisten, etwa in der Nähe von Strassen, Baustellen oder stark frequentierten Plätzen. Auch die wachsende Zahl freilaufender Katzen in Siedlungsräumen stellt eine grosse Gefahr dar. Ein Vogel mit blutenden Wunden, hängenden Flügeln, sichtbaren Brüchen oder apathischem Verhalten braucht in jedem Fall Hilfe.
In solchen Situationen ist menschliches Eingreifen wichtig und oft lebensrettend.
Um richtig reagieren zu können, ist es hilfreich zu wissen, in welchem Entwicklungsstadium sich ein Jungvogel befindet. Man unterscheidet zwischen Nestlingen und Ästlingen.
Baby Haussperling (Passer domesticus)
Nestlinge sind noch sehr jung, haben wenig oder gar kein Gefieder und können sich kaum bewegen. Sie bleiben normalerweise im Nest, wo sie von den Eltern gewärmt und gefüttert werden. Fällt ein Nestling aus dem Nest, sollte geprüft werden, ob sich dieses finden und erreichen lässt. In dem Fall kann der Vogel vorsichtig zurückgelegt werden – Vogeleltern lehnen ihre Jungen nach menschlichem Kontakt nicht ab. Ist das Nest nicht auffindbar oder unerreichbar, sollte das Tier in eine Pflegestation gebracht werden.
Ästlinge sind bereits weiter fortgeschritten in ihrer Entwicklung. Sie haben ein vollständiges Federkleid, können aber noch nicht gut fliegen. Sie sitzen auf dem Boden oder in niedrigen Zweigen, hüpfen herum und wirken oft unbeholfen. Das ist ein normaler Entwicklungsschritt.
Die Elternvögel sind meist in der Nähe und kümmern sich weiterhin um ihr Junges. In solchen Fällen sollte man den Vogel nicht stören und ihn aus einiger Entfernung beobachten. Nur wenn akute Gefahr besteht, etwa durch Strassenverkehr oder Katzen, kann es sinnvoll sein, ihn in ein nahegelegenes Gebüsch zu setzen.
Junge Amsel (Turdus merula)
Junger Mauersegler (Apus apus)
Ein Sonderfall ist der Mauersegler. Diese Vögel verlassen ihr Nest erst, wenn sie vollständig flugfähig sind. Ein Mauersegler, der am Boden sitzt, ist daher immer auf Hilfe angewiesen.
Wir danken Ihnen für Ihre Achtsamkeit, Ihr Verantwortungsbewusstsein und Ihre Liebe zur Natur. Jeder einzelne von uns kann dazu beitragen, dass auch unsere gefiederten Freunde eine sichere Zukunft haben.
Die Pflege verletzter Wildvögel ist zeit- und ressourcenintensiv. Im vergangenen Jahr wurden über 250 Vögel von uns betreut, ein grosser Teil konnte erfolgreich ausgewildert werden. Diese Arbeit ist nur dank Spenden und Wildvogelpatenschaften möglich.
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